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Dr. ANNA FELICITAS GRAZI
Dr. hc. Walter Affolter stammte aus einer wohlhabenden Dornacher Familie (Schweiz, Anm. d. R.), die eine Sattlerei für Luxusdroschken und später eine Kammschneiderei besass. Sollte er nicht ursprünglich als einziger Sohn die Fabrik übernehmen?
Dr. Inge Barfuss Goldstein (Affolter Stiftung): Walter Affolter hat schon sehr früh seinem Vater zu verstehen gegeben, dass er sich nicht eigne als Patron. Es war Walters Glück, dass sein Schwager die Nachfolge im Geschäft übernahm. So konnte er seinem Wunsch nachkommen, Historiker zu werden.
Wie ist er auf die Archäologie und zu seinen Entdeckungen auf Sehnah gekommen?
Der Altertumsforscher Johann Jakob Bachofen weckte in Affolter ein reges Interesse an der Früh - geschichte und Mythenforschung. 1902 erfuhr er dann auf einer Bildungsreise zu den griechischen Inseln von der Entdeckung der minoischen Kultur durch den britischen Archäologen Sir Arthur J. Evans. Auf dem Rückweg machte das Schiff im Hafen von Berena auf Sehnah einen Zwischenhalt. Affolter entschloss sich die Reisegesellschaft zu verlassen und auf eigene Faust die Insel zu bereisen. Damals fand er erste archäologische Hinweise auf eine prähistorische Besiedlung der Insel. Das Interesse verstärkte sich während seiner Zeit als Lehrer am Gymnasium in Biel (Schweiz), wo er im Museum Schwab die grosse archäologische Sammlung entdeckte.
1927 erhält Walter Affolter den Ehrendoktor der Universität Berena, 1939 wird ihm jedoch Grabungsverbot erteilt. Wie ist das zu verstehen?
Zum einen starb die Präsidentengattin, was Präsident Paco Mollièr 1938 veranlasste, zurückzutreten. Affolter verlor damit zwei wichtige Unterstützer. Zu der neuen Kaste um den Nachfolger hatte Affolter keine Beziehungen mehr. Zum andern gab es Wechsel auf den Lehrstühlen. Die Archäologie wurde von den aufstrebenden Nationalisten vereinnahmt und der fremde Entdecker musste zurückstehen. Zudem war Affolter natürlich ein Amateur, wenn man ihn mit modernen Archäologen vergleicht: Zielstrebig hat er die frühgeschichtlichen Schichten ausgegraben und dabei einen kleineren römischen Gutshof etwas «unsorgsam umgepflügt».
Er hat sich dann in die Schweiz zurückgezogen und lebte in der Villa Rosenhain bis zu seiner Einweisung. Über die Bekanntschaft mit dem Sammler Dr. Carl Irlet aus Twann kam er mit den Schweizer Pfahlbauten in Kontakt…
Genau! Schon bald hat Affolter festgestellt, dass im Norden die Frühgeschichte eine ganz andere war. So pflegte er oft zu sagen: «Bei uns und noch höher im Norden, waren die Leute wohl länger Jäger und Sammler als im Süden. Auch da noch wo sie sesshaft auf ihren Pfahlbauten hausten. Was man da oben an Keramik findet, sind Töpfe und noch einmal Töpfe.» Ihm fehlte das Figurenwerk. Ihm fehlten Hinweise auf einen religiösen Kult. Und trotzdem, als Forscher dürfe man nicht die Augen verschliessen oder gar wählerisch sein. Auch das «Zeug» sage etwas über die Menschen aus.
Lassen Sie mich das Thema Matriarchat aufnehmen, mit dem sich Affolter zeitlebens intensiv beschäftigte. Das Thema wird ja heute noch viel kontroverser diskutiert…?
Sie wollen wissen, wie sich Affolter dazu äusserte oder allenfalls heute äussern würde? Affolter hatte auf seinen Reisen relativ viele unterschiedliche Frauenstatuetten gesehen. Er hat immer wieder betont, dass bis ungefähr 500 vor Christi Geburt weibliche Elemente in der Bildwelt dominant waren. Die Bachofen’sche Idee von einer frühen Phase der Menschheitsgeschichte, die naturnah und von weiblichen Elementen geprägt war, sprach ihn an. Ein Ziel seiner Ausgrabungen war, diese prähistorische Kulturperiode des Mutterrechts zu finden. Affolter widersprach Bachofen und dessen evolutionistischer Theorie jedoch auch. Jener postulierte das Matriarchat als Durchgangsstufe: Der chthonische Glaube an eine Erd- oder Muttergöttin entwickle sich demnach zwingend über den Polytheismus mit den zunehmend männlichen Hauptgöttern wie Zeus bis hin zum Monotheismus eines jüdischen Jahwes. Diese «zwingende» Aufwärtsspirale war Affolter zu wider, war für ihn politische Theologie.
Wie steht es nun um die Habalukke-Kultur auf Sehnah. Affolter hat ja festgehalten, dass diese anders war?
Die habalukkische Kunst, so Affolter, habe für die Zeit in der sie entstand eine grössere »Artenvielfalt» an Skulpturen hervorgebracht, als vergleichbare in dieser Zeit. Es gäbe zwar durchaus eine Kanonisierung der Idole, aber die Habalukker hätten einen ausgeprägten Kult zur Darstellung gebracht. Dabei gingen profane und sakrale Elemente ineinander über. So zeigen zum Beispiel die sitzenden Langbeiner manchmal auf einer Art Opferwagen mit hoher Bestimmtheit einen Opferkönig: Affolter war der Ansicht, dass diese Figuren eine Art Vorgänger des Gekreuzigten darstellten. Als Vegetationsgott versprach dieser Leben, da er im Frühjahr zurückkehrte, also Auferstehung feierte. Später, als er Fragmente von Sitzgruppen aufrecht Sitzender fand, war er gar der Ansicht, dass aus der ursprünglich matriarchalen jungneolithischen Gesellschaft eine Art Faschismus hervorgegangen sei: Die Figuren und ihre blauen Schreiköpfe hätten etwas Autoritäres und seien oft männlich.
Eine abschliessende Frage: War Affolter das, was man heute einen Feministen nennen würde?
Nein. Weder stand er während der Studienzeit einer Frauenbewegung nahe, noch interessierte er sich für die Gleichstellung von Frau und Mann, wie wir sie heute diskutieren. Er lebte vor seiner Einlieferung in die psychiatrische Anstalt mehrere Jahre zu Hause bei seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester. Die beiden Damen haben ihn sehr umsorgt und er konnte sich ganz seinen Passionen widmen, der Jagd und seiner Forschung. Er liess es sich gut gehen, ein Pascha ganz im Sinne seiner Zeit. Affolter war jedoch der Meinung, dass intelligente Frauen, wenn sie einmal ihre angestammte Rolle verlassen hatten, den Männern bestens das Wasser reichen konnten.
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Dr. ANNA FELICITAS GRAZI
Le docteur honoris causa Walter Affolter est issu d’une famille aisée de Dornach [Suisse, ndlr], propriétaire d’une sellerie pour fiacres de luxe puis d’une fabrique de peignes. Fils unique, ne devait-il pas reprendre l’entreprise ?
Dr. Inge Barfuss Goldstein (Fondation Affolter) : Walter Affolter a très vite fait comprendre à son père qu’il n’était pas disposé à devenir un patron. Par chance, son beau-frère a repris l’affaire, exauçant ainsi son vœu de devenir historien.
Comment est-il venu à l’archéologie et à ses découvertes sur Sehnah ?
L’antiquaire Johann Jakob Bachofen est à l’origine du vif intérêt d’Affolter pour la Préhistoire et la mythologie. En 1902, au cours d’un voyage culturel dans les îles grecques, il a vent de la culture minoenne découverte par l’archéologue britannique Sir Arthur J. Evans. Au retour, Affolter profite d’une escale à Sehnah pour quitter ses compagnons de voyage et visiter l’île de son propre chef. Il décèle alors sur l’île des indices qui pourraient corroborer l’existence de vestiges d’une population préhistorique. Son intérêt se renforce plus tard lorsqu’il enseigne au Gymnase à Bienne (Suisse), où il découvre le Musée Schwab et son importante collection archéologique.
En 1927, l’Université de Berena le nomme docteur honoris causa. Mais en 1939, on lui interdit de mener des fouilles. Que s’est-il passé ?
Le président Paco Mollièr, à la mort de son épouse en 1938, décide de se retirer. Affolter perd deux soutiens majeurs et n’entretient plus de relations avec le nouveau clan dont est issu le président suivant. Par ailleurs, l’université est restructurée, la chaire d’archéologie tombe aux mains des nationalistes et, en tant qu’étranger, il doit céder sa place. Enfin, n’oublions pas qu’Affolter était un amateur, comparé aux archéologues modernes : en fouillant uniquement les couches préhistoriques, il a « dégagé brutalement » une petite villa romaine.
Il se retire alors en Suisse dans la Villa Rosenhain jusqu’à son internement. Le docteur Carl Irlet, collectionneur de Douanne, lui fait découvrir les palafittes suisses…
En effet. Affolter a tôt fait de constater que la Préhistoire est bien différente dans le nord de l’Europe. Il déclarait souvent : « Chez nous et plus au nord, les gens ont pratiqué la chasse et la cueillette bien plus longtemps qu’au sud, même une fois sédentarisés dans les villages lacustres. La céramique découverte ici se résume encore et toujours à de la poterie. » Les figures et les éléments religieux lui font défaut. Un chercheur devrait pourtant ne rien occulter, éviter d’être sélectif. Les objets du quotidien nous apprennent aussi des choses sur nos ancêtres.
Parlons du matriarcat qu’Affolter a intensivement étudié durant toute sa vie. Un sujet très controversé aujourd’hui encore…
Voulez vous connaître la position d’Affolter et comment il s’exprimerait aujourd’hui à ce sujet ? Il a pu observer une grande diversité de statuettes féminines durant ses voyages. Il a toujours souligné que jusque vers 500 av. J.-C., les éléments féminins ont été dominants dans l’iconographie. Comme Bachofen, il pensait que la première phase de l’histoire de l’humanité était fortement imprégnée d’éléments naturels et féminins. Avec ses fouilles, il voulait notamment mettre au jour une culture préhistorique fondée sur le matriarcat. Affolter s’est toutefois opposé aux thèses de Bachofen, qui défendait les théories évolutionnistes. Ce dernier considérait le matriarcat comme une étape transitoire, juste avant le développement des croyances chtoniennes en référence à une déesse de la terre ou de la maternité. Vint ensuite le polythéisme, avec l’émergence croissante de dieux masculins dominants tels que Zeus, pour aboutir au monothéisme, à savoir le Yahvé judaïque. Affolter rejetait cette idée de spirale ascendante « irréfutable », qu’il associait à de la théologie politique.
Qu’en est-il de la culture de Habalukke à Sehnah. Affolter a constaté qu’elle était différente ?
Affolter a observé que l’art habalukkien offrait une plus grande diversité typologique dans ses sculptures que d’autres cultures contemporaines. Il s’agirait, dans l’absolu, d’une canonisation de l’idole, mais les habalukkiens auraient développé un culte marqué de la représentation où les éléments profanes et sacrés se confondent. Par exemple, les personnages aux longues jambes assis parfois sur une sorte de char sacrificiel sont certainement des rois sacrifiés : Selon, Affolter, ces personnages préfiguraient en quelque sorte Jésus crucifié. En effet, ce dieu de la végétation incarnait la vie car il réapparaissait au printemps, célébrant la résurrection. Lorsqu’il trouva par la suite des fragments de groupes de personnages assis et se tenant bien droit, Affolter conclut que la société matriarcale originelle du Néolithique récent s’était développée en une sorte de fascisme. Un caractère autoritaire se dégage des statuettes à tête bleue, semblant crier ; elles sont en outre souvent masculines.
Dernière question : Affolter était-il ce que l’on nommerait aujourd’hui un féministe ?
Non. Pendant ses études, il n’a été lié à aucun mouvement féministe et il ne s’est pas non plus intéressé à la question de l’égalité hommes-femmes comme nous l’abordons actuellement. Avant son internement en établissement psychia trique, il a vécu plusieurs années chez lui entouré de sa mère et de sa plus jeune sœur. Elles se sont bien occupées de lui, ce qui lui a laissé tout loisir de s’adonner à ses passions, la chasse et la recherche. Il a vécu comme un pacha, selon l’expression de l’époque. Affolter estimait toutefois que des femmes intelligentes, affranchies de leur rôle habituel, pouvaient très bien parvenir à être l’égal de l’homme.
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