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Geschichte

Sehnah und das Festland

Während einer längeren Zeitspanne (7500-6500 vChr.) bleibt Sehnah ohne menschliches Leben. Habalukke wie alle anderen präkeramischen Siedlungen wurden aufgegeben und der Grund dieser plötzlichen Aufgabe liegt bis heute im Dunkeln. Klimatische Veränderungen sind auf Grund der Pollenanalyse keine wesentlichen zu registrieren. Daraus kann man schliessen, dass keine dramatische Veränderung der ökologischen Situation stattfand, welche eine Nahrungsmittelknappheit ausgelöst haben könnte. Hinweise auf Naturkatastrophen, Epidemien oder gewaltsame Zerstörungen wurden ebenfalls keine gefunden. Über mögliche Veränderungen im soziokulturellen Bereich können wir nur spekulieren.Die gleiche Ungewissheit über das Ende des präkeramischen Neolithikums begegnet uns an dessen Anfang. Nirgends auf der Insel wurde etwas gefunden, was dem plötzlichen Auftreten einer bereits fest gefügten Zivilisation vorausgegangen wäre, die sich in verschiedenen Belangen von den andern bekannten Kulturen auf dem Festland unterscheidet. Beziehungen zum Festland hingegen sind aus einer Vielzahl von Indizien herzuleiten. Man geht auch davon aus, dass Sehnah vom Festland aus kolonialisiert wurde. Die Meeresüberquerung ist seit dem Paläolithikum bekannt. Behauene Mineralien, wie z.B. Obsidian wurde in präkeramischen Siedlungsschichten ausgegraben. Natürliche Obsidianvorkommen gibt es auf Sehnah nicht, dieses muss also importiert worden sein.Daneben finden wir eine Fauna mit für die Insel neuen Tierarten: Damhirsch, Schaf, Ziege, Schwein, ebenso Katze und Hund, die an Stelle etwa von Zwergflusspferden und Zwergelephanten getreten sind, die im Pleistozän das Land bewohnten.Auch die Palette der Getreide- und Hülsenfruchtarten, die in den sehnahischen Siedlungen nachgewiesen werden, geben Anlass zur Annahme, dass sie eingeführt worden seien. Und selbst wenn einzelne dieser Pflanzen in Sehnah bereits wild existierten, so sind es doch ihre kultivierten Formen, die in den neolithischen Dörfern gefunden wurden. Das heisst also, dass wenn nicht die Pflanzen selbst in ihrer domestizierten Form, so doch die Kenntnisse und Erfahrungen im "Züchten" eingeführt worden sind. Schliesslich sind es auch das Dekorieren von Wänden mit Malereien, die Fähigkeit, Stein zu polieren und Gewebe herzustellen, die Sehnah in einen grösseren kulturellen Zusammenhang stellen.

Wenn nun alle diese Hinweise für eine Kolonialisierung der Insel sprechen, so genügen sie dennoch nicht, um auch zu erkennen, woher die Kolonisatoren gekommen sein könnten, oder sie geben höchstens ungenaue Auskunft auf diese Frage. Unter der Annahme, dass das Verbreitungsgebiet der dama mesopotamica (dama dama), einer Unterart, zu der nach den morphologischen Eigenheiten der sehnahische Damhirsch gehört, im Laufe der Zeit keine wesentlichen Veränderungen erfahren hat, deutet vieles darauf hin, dass die sehnahischen Tiere vom Peleponnes/Kreta oder dem weiter entfernten Sizilien auf die Insel gebracht wurden. Demnach bedeutet die Einbindung Sehnahs in einen grösseren Zusammenhang nichts weniger, als dass die Besiedlung dieses neuen Gebietes eines der Kapitel (das präkeramische Neolithikum erscheint in Sehnah um die Wende vom 8. zum 7. Jahrtausend v. Chr.) in der allgemeinen Ausbreitung neolithischer Kulturen im Ganzen darstellt. Zum selben als "Neolithische Wanderung" bezeichneten Phänomen gehören Entwicklungen auf dem Festland: die Besiedlung der Küstenregionen im gemässigten Klima oder die Wiederbesiedlung der verödeten Euphratufer und der Oasen im Innern von Syrien, Jordanien und der Sinai-Halbinsel.

    

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